Solarboom am Oberrhein – steht die Region Basel im Schatten?

Eigenen Solarstrom zu produzieren ist sexy! Zumindest in Freiburg im Breisgau – der Solarstadt schlechthin:

Hier will beinahe jeder Solarstrom und ist auch bereit, den geringen Aufpreis für erneuerbare Energie zu bezahlen. Weshalb die Region Basel beim Solarstrom bislang noch im Schatten ihres nördlichen Nachbarn dahindümpelt, hat Ende August das binationale sun21 Panel mit Experten aus beiden Ländern im Unternehmen Mitte diskutiert.

Weshalb einer der umweltfreundlichsten Energielieferanten in der Schweiz bislang weitgehend ungenutzt verpufft, kommentierten Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon und Georg Salvamoser, Vorstandsvorsitzender der Solarfabrik in Freiburg, mit fehlenden Rahmenbedingungen, sowie dem Willen der Bevölkerung: «Das ganze Land muss mitziehen und emotional hinter Solarpower stehen, damit eine breite Industrieansiedlung möglich ist» erklärte Salvamoser. Salamon ergänzte, dass nur eine nationale Abstützung der Solarindustrie erlaube einen Markt zu erschliessen der auch rentiere: und «heute ist es sexy wenn ein Privathaushalt seinen Strom mit einem Solardach selbst produziert. In Freiburg», so Salomon weiter, «sehen inzwischen alle Parteien in den erneuerbaren Energien einen Standortfaktor erster Güte.»

Deutschland verfügt denn auch über einen rasant wachsenden Markt von zurzeit ca. 6 Mia Euro p.a. Ein geringer Aufpreis von knapp 0.02 Euro pro kWh ermöglicht in Deutschland die zunehmende Produktion von erneuerbaren Energien – Solarstrom inbegriffen: «Der Stromkonsument spürt diese Erhöhung gar nicht», kommentierte Salvamoser das deutsche Modell, welches über den Konsum und nicht – wie bei einer staatlich subventionierten Einspeisevergütung – über Steuergelder finanziert wird.

Das zweite sun21 Panel zum Thema «Solarboom am Oberrhein – steht die Region Basel im Schatten» zusammen mit den Partnern forseo/ BASE und fesa aus Freiburg organisiert und ergründete, weshalb in Deutschland die Solarpanels auf den Dächern boomen, während in der Schweiz – im Süden – kaum zugebaut wird. Sun21 will – als Kommunikationsplattform für Umsetzer – mit solchen Veranstaltungen den Macherinnen und Machern im Bereich erneuerbarer Energie und Energieeffizienz eine Plattform bieten, wo Erfahrungen und Projekte im Mittelpunkt stehen.

Geschäftsführer Claude R. Etique eröffnete das Panel mit der Feststellung, dass dies wohl nicht damit zusammen hängen könne, dass unsere Wirtschaft kein Geld verdienen will. Denn Aktien von Solarfirmen gehörten mittlerweile zu den gefragteren Titeln im Portfolio eines Anlagefonds und die Credit Suisse schätze gar, dass sich im vergangenen Jahr der Börsenwert von Solarfirmen weltweit verdreissigfacht habe. Auch die riesigen Investitionen von US-Milliardären wie Warren Buffet und Bill Gates in die Solartechnik seien kaum Wohltätigkeit, sondern ein Investment, meinte Etique. Oder anders gesagt: Der Solarmarkt scheint – ausser in der Schweiz – überall zu rentieren.

«Wenn die Nachrage stimmt» so erwiderte EBL-Geschäftsführer Urs Steiner, «bieten wir auch Solarstrom an. Unsere Strategie stellt jedoch zurzeit klar die Förderung von Biomasse und Geothermie in den Vordergrund». Dies könnte in einem ersten Schritt beispielsweise eine Auflage ändern, die auf Dächern von Neubauten PV-Anlagen vorschreibe, erwiderte Robert Kröni, Geschäftsleiter der Edisun Power AG. Wie schwierig es Schweizer Solarunternehmen auf dem Heimmarkt haben, zeigen die folgende Aussagen: «Wir haben keine Schweizer Investoren» erklärt Frédéric Bichsel. Sein Arbeitgeber Flexcell in Yverdon ist einziger Hersteller von flexiblen Dünnschichtzellen in Europa. Und Markus Kohler vom Zulieferer Multi-Contact, weltweit Branchenführer, doppelte nach: «Wir werden zuweilen als Profiteuer betrachtet weil wir in der Schweiz pdoruzieren und praktisch alles ins Ausland exporiteren.» Damit erzielt MultiContact einen jährlichen Umsatz von 30 Mio. CHF und hat so in Allschwil/ BL einhundert Stellen geschaffen. Wieso die Nachfrage nach den Produkten der zwei Firmen zu Hause so gering ist, erklärt Bichsel wie folgt: «Forschung und Entwicklung werden in der Schweiz zwar gut gefördert, nicht aber der Absatz.» Der fehlende Markt ist auch ein Grund dafür, dass neben Investoren auch qualifizierte Arbeitnehmern die Aus- und Weiterbildung fehlen. Eine Besserung versprach sich eine Zuhörerin von der Liberalisierung des Strommarktes.

Was der weltweite Durchbruch mit Solarenergie kosten würde, hält Robert Kröni wie folgt fest: «Etwa 100 Milliarden Euro, die auf zehn Jahre abgeschrieben werden könnten und erst noch auf zwanzig Industrienationen aufteilbar wären. Weit weniger, als z.B. der Irakkrieg kostet!»

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